Erstorientierungskurse werden in Sachsen ausschließlich in Erstaufnahmeeinrichtungen durchgeführt und dort von drei Kursträgern umgesetzt: Der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Regionalverband Leipzig/Nordsachsen, dem Malteser Hilfsdienst gGmbH und der Volkshochschule Dresden e.V. Der Sächsische Volkshochschulverband e.V. (SVV) führte bis 2020 jährlich eine umfangreiche wissenschaftliche Evaluation des sächsischen Erstorientierungsangebots durch.
Die Ergebnisse der Evaluation im Jahr 2020 verdeutlichten ein großes Bedürfnis der sächsischen Lehrkräfte nach Austausch und Weiterbildungen. Um sie bestmöglich zu unterstützen, führte der SVV ab 2021 verstärkt kollegiale Hospitationen in den sächsischen EOK durch. Der Leitfaden, der im Zuge dessen entstand, stellt allen Interessierten die positiven Erfahrungen der sächsischen Projektpartner mit Hospitationen gebündelt zur Verfügung. Der Leitfaden beinhaltet sowohl Überlegungen dazu, was eine gelungene und konstruktive Unterrichtsbeobachtung ausmacht als auch eine praktische Anleitung für kollegiale Hospitationen samt hilfreichen Materialien. Seine Lektüre kann Lehrkräfte der EOK auch unabhängig von Unterrichtsbesuchen als Reflexionshilfe in der Unterrichtsplanung unterstützen. Die praktischen Inhalte (Hospitationsschema, Beobachtungslandschaft und Inspirationsfragen) sind derart aufbereitet, dass sie als konkrete Grundlage für die Vorbereitung, Umsetzung und Nachbesprechung von Hospitationen dienen können.
Da der Leitfaden sich auf Hospitationen in EOK auf Basis des deutschlandweit genutzten Curriculums „Erstorientierung und Deutsch Lernen für Asylbewerberinnen und Asylbewerber“ bezieht, eignet er sich für den Einsatz in allen Bundesländern. Weil er jedoch für die Rahmenbedingungen der EOK in Sachsen optimiert ist, empfiehlt es sich vor einer Nutzung in anderen Bundesländern zu prüfen, ob im Hospitationsschema einzelne Punkte angepasst werden sollten.
Wir wünschen allen Lehrkräften gutes Gelingen und einen spannenden Austausch.
Download: https://www.vhs-sachsen.de/service/publikationen/
Wer hat den Leitfaden entwickelt?
Der Sächsische Volkshochschulverband e.V. (SVV) vertritt die Interessen der sächsischen Volkshochschulen. Er arbeitete maßgeblich an der Entwicklung der Erstorientierungsangebote in Sachsen zusammen mit ARBEIT UND LEBEN e.V. Der SVV bildete – bis Anfang 2021 gemeinsam mit ARBEIT UND LEBEN – eine sachsenweite Koordinationsstelle und die zentrale Vermittlungsposition im Projekt. Der SVV unterstützte das Projekt mit Monitoring (bis 2020), Öffentlichkeitsarbeit, Weiterbildungsangeboten und Qualitätssicherung.
Tabea Köbler führte 2020 im Auftrag des SVV die umfassende Evaluation der sächsischen EOK durch, und ist seit 2021 feste Mitarbeiterin im EOK-Team des SVV. Um dem Wunsch der EOK-Lehrkräfte nach mehr Austausch und Entwicklungsbedarfen gerecht zu werden, entwickelte sie auf Basis von aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen der Hospitations- und Feedbackforschung sowie eigenen Erfahrungen aus der Praxis diesen Hospitationsleitfaden. Der Austausch mit den Koordinatorinnen und Lehrkräften war dabei essenziell. Besonders wichtig war ihr dabei den kollegialen und konstruktiven Aspekt der Beobachtung und des Feedbacks hervorzuheben, und dafür zu sensibilisieren, wie unterschiedlich Feedback wirken kann. Um konstruktiv und unterstützend wirken zu können, bedarf es einer guten Vorbereitung und Absprache zwischen den Beteiligten. Sie stellt dafür in dem Leitfaden Werkzeuge und Methoden vor.
Friederike Köppe ist seit 2020 Mitarbeiterin im EOK-Team des SVV. Sie koordinierte trägerübergreifende Anliegen, unterstützte die Träger beim Monitoring und bei der Qualitätssicherung, erhob Weiterbildungsbedarfe und entwickelte Weiterbildungsangebote für die EOK Lehrkräfte. 2021 führte sie mehrere Hospitationen in verschiedenen sächsischen EOK-Standorten durch. Die Erfahrungen und Reflektionen aus den Unterrichtsbeobachtungen und deren Kontext brachte sie in die Entwicklung des Leitfadens mit ein.