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Ankommen und Integration fängt in der persönlichen Begegnung und mit der Sprache an, aber dazu ist eine gute Gesundheit wichtig. Doch wie kann die Gesundheit von Menschen mit Migrationshintergrund gefördert werden? Und welche Bedeutung haben Deutsch-Lehrende, Ehrenamtliche und Fachkräfte der Sozialen Arbeit darin?
Hintergrund
Neu zugewanderte Menschen bringen zahlreiche Ressourcen mit, stehen aber auch vor vielfältigen, gesundheitsbeeinträchtigende Herausforderungen u.a. Spracherwerb, Orientierung und Aufbau eines neuen Lebens. Studien zeigen, dass kurz- und langfristig Menschen mit Migrationshintergrund meist einen schlechteren Gesundheitszustand (körperlich, mental, sozial) haben. Neben Lebensbedingungen, Lebensstil, Inanspruchnahme von Gesundheitsversorgung und familiären Vorerkrankungen spielt auch die Gesundheitskompetenz dabei eine entscheidende Rolle. Die Gesundheitskompetenz (Health Literacy) ist die Fähigkeit, gesundheitsbezogene Informationen erfolgreich zu nutzen, z.B. die Navigation im Gesundheitssystems, die Interaktion mit medizinischem Personal aber auch das Alltagshandeln. Kritisch ist, dass die Health Literacy von neu zugewanderte Menschen im neuen Land anfangs meist unzureichend ist und sie generell für Gesundheitsinterventionen schwer zu erreichen sind.
Jedoch haben sich Bildungseinrichtungen wie Schulen und Sprachkurse in internationalen Studien als vielversprechender Orte gezeigt, um die Gesundheitskompetenz von zugewanderten Menschen zu verbessern.
Aus Erfahrungen berichten auch in Deutschland viele Lehrkräfte, Ehrenamtliche*r, Freunde und Fachkräfte der Sozialen Arbeit, dass sie gefragt werden.
– „Ich habe einen Termin beim Arzt. Wo muss ich hin? Was muss ich sagen?“ „Kommst du mit?“
– „Was ist ‚Diabetes‘?” “Was macht ein Physiotherapeut?”
– „Mir geht es nicht gut. Mein Kopf tut weh. Ich kann nicht schlafen und habe keine Hausaufgaben.“
– “Ich möchte, dass es meiner Familie und mir gut geht. Was kann ich machen?”
Durch den regelmäßigen Kontakt können Personen, wie Sie, ein wichtiger Ansprechpartner sein und erfahren oft, was die neu zugewanderten Menschen belastet und erfreut oder werden um Rat gefragt. Das Thema Gesundheit stellt sowohl ein Bedarf dar, wirkt aber auch motivierend für den Spracherwerb und der Sprachkurs birgt ein wertvolles Potenzial. Bereits schon jetzt ist ‚Gesundheit‘ eines der 12 Kernthemen der Sprach- und Integrationskurse.
Allerdings liegen bisher noch keine empirischen Kenntnisse darüber, wie Gesundheitskompetenz in Sprachkursen gefördert wird/werden kann, welche Möglichkeiten und Begrenzungen existieren und wie Lehrkräfte/Ehrenamtliche und Sozialarbeiter darin weiterhin unterstützt werden können.
Das Forschungsprojekt SCURA*
Im Projekt SCURA möchten wir sowohl die Rolle der Sprachkurse zur Förderung der Gesundheitskompetenz genauer erforschen als auch einfache, leicht handhabbare Ideen für die Praxis (im Unterricht und der persönlichen Begegnung) entwickeln und bereits existierende Ideen und Materialien leicht zugänglich machen.
Das Projekt SCURA ist vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und Teil des Verbundprojekts „Health Literacy in Childhood and Adolescence“ (Förderkennzeichen 01EL1824A) unter der Gesamtleitung von Prof. Dr. Ullrich Bauer, Universität Bielefeld und der Projektleitung von Prof. Dr. Uwe Bittlingmayer, Pädagogische Hochschule Freiburg. Weitere Informationen über den Forschungsverbund finden Sie hier.
Ziel des Projektes SCURA ist
– zunächst zu verstehen, wie die Gesundheitskompetenz von zugewanderten Menschen in Sprach-Angeboten (und im schulischen Übergangssystem) bereits thematisiert und gefördert wird
– praxis-adäquate, ressourcen-orientierte Angebote zur Erweiterung der Gesundheitskompetenz von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zu entwickeln und zu implementieren
– vielfältige bereits verfügbare Materialien und Good Practice Beispiele leicht zugänglich zu machen und für die Anwendung im Unterricht aufzubereiten
Mitwirken
Um jedoch sehr gute Einblicke in die Praxis zu gewinnen, sind Erfahrungen, Einschätzungen und Kommentare von Lehrpersonen, Ehrenamtlichen und Fachkräften der Sozialen Arbeit wie Sie etc. von unersetzlichem Wert. Deswegen möchten wir Sie herzlich dazu einladen, an dem Projekt mitzuwirken, durch ein Interview, durch das Zusenden von Best Practice Beispielen, durch die Hospitation in einem Ihrer Kurse, durch die Partizipation an der Entwicklung und Erprobung von ergänzendem Material etc…
Hier sehen Sie den Projektverlauf und auch die Möglichkeit der Mitgestaltung. Machen Sie mit?
Stand: 10.05.2019
Haben Sie weitere Fragen und möchten Sie mitwirken?
Wir freuen uns über Ihre Anregungen, Ihre Kritik und Ihren Beitrag.
Schreiben Sie uns gerne an:
Stefanie Harsch: stefanie.harsch@ph-freiburg.de
*SCURA – Structural Conditions and the Use of Resources of disadvantaged Adolescents to promote literacy, (e)health literacy and healthy lifestyles
Stefanie Harsch (M.A.) ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin an der Pädagogischen Hochschule Freiburg am Institut für Soziologie sowie Deutsch als Zweitsprache-Dozentin in berufsbezogenen Alphabetisierungskursen. Sie hat an der Philipps-Universität in Marburg den Bachelor in Erziehungs- und Bildungswissenschaften mit Schwerpunkt Erwachsenenbildung, Beratung und Psychologie sowie an der Pädagogischen Hochschule Freiburg den Masterstudiengang Gesundheitspädagogik absolviert.